Windkraft-Gegner geben auf
- Bürgerenergie Bayern
- 3. Apr.
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VLAB zieht Klage gegen Pfaffenhofener Bürgerwindpark zurück

Jetzt ist es amtlich: Der juristische Kampf um den Pfaffenhofener Windpark ist entschieden – mit einem überraschenden Rückzieher. Der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität e.V. (VLAB) hat seine letzte Klage kurz vor der Hauptverhandlung fallen lassen und damit nach der Niederlage im Eilrechtsverfahren endgültig kapituliert.
Für die Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen bedeutet das: Der letzte rechtliche Widerstand ist gefallen – der Bürgerwindpark im Förnbacher Forst ist nun endgültig abgesichert. Die Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen kann diesen Erfolg gebührend feiern: „Ein Sieg für die Energiewende in Pfaffenhofen – und weit darüber hinaus! Dieser Fall hat Präzedenzwirkung für ganz Energiewende-Deutschland“, erklärt Andreas Herschmann, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergie. Der als Naturschutzverein agierende VLAB – bundesweit bekannt für seine Angriffe vor allem auf Windkraftprojekte – hat seine Klage gegen den Pfaffenhofener Bürgerwindpark überraschend und vermutlich aus taktischen Gründen oder Angst vor einer krachenden Niederlage vor der Hauptverhandlung zurückgezogen. Der Fall Pfaffenhofen hat es in sich: Bereits 2016 stimmten die Bürgerinnen und Bürger in einem Bürgerentscheid mehrheitlich für den Bau eines Bürgerwindparksarks. Die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Pfaffenhofen nahm daraufhin die Planung auf – und setzte das Projekt als einziges in Bayern während der umstrittenen 10H-Abstandsregel erfolgreich im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens durch. Trotz massiver Hürden – darunter aufwendige Umweltprüfungen, artenschutzrechtliche Auflagen und zahlreiche juristische Attacken von Windkraftgegnern – konnte der Bürgerwindpark realisiert werden.
Im Dezember 2024 gingen drei moderne Windkraftanlagen des Typs Enercon E-138 mit einer Gesamtleistung von 12,6 Megawatt in die Inbetriebnahmephase. Damit wird bilanziell der gesamte Strombedarf der Stadt Pfaffenhofen durch lokale, erneuerbare Energie gedeckt – ein Meilenstein für kommunalen Klimaschutz.
Besonders bemerkenswert: Die BEG errichtete die Windkraftanlagen noch vor Abschluss aller juristischen Verfahren – im Vertrauen auf das Ergebnis des Bürgerentscheides und die rechtliche Standfestigkeit ihrer Planung.
Das erste juristische Scharmützel wurde schon 2022 ausgefochten. Der VLAB klagte damals gegen das Forstamt des Freistaates Bayern und gegen das Landratsamt Pfaffenhofen. VLAB-Anwalt Rohr zum Donaukurier. „Wir überlegen sehr genau, wo wir reinstechen.” Die VLAB-Klagen vor dem Verwaltungsgericht blieben jedoch allesamt ohne Wirkung. Und nach dem Rückzug der Hauptklage gegen die Genehmigung steht nun fest: Der Windpark ist nicht nur gebaut, sondern auch rechtlich unangefochten.
Von Anfang an unter Beschuss – und kein Einzelfall
Das Pfaffenhofener Bürgerwindprojekt stand von Beginn an im Kreuzfeuer organisierter Windkraftgegner. Wie BEG-Anwalt Micha Klewar von der Kanzlei Becker-Büttner-Held in der Süddeutschen Zeitung berichtet, habe der VLAB mit immer neuen Artenschutz-Behauptungen zu Uhu, Fledermaus und Zauneidechse das Verfahren blockiert – ohne jede Kompromissbereitschaft.
Was nach lokalem Widerstand klingt, ist augenscheinlich Teil einer organisierten Anti-Windkraft-Lobby. Laut Recherchen von BR, Spiegel und Süddeutscher Zeitung ist der VLAB eng vernetzt mit bundesweit agierenden Anti-Windkraft-Aktivisten, die juristische Mittel, politische Kontakte und gezielte Verzögerungstaktiken nutzt, um Windprojekte zu verhindern. Greenpeace spricht von einer „Lobby von Strippenziehern und Multifunktionären“, die mit besten Verbindungen zur Industrie quer durch die Republik touren, um die Energiewende zu blockieren.
Windkraft und Artenschutz - freilich geht das
“Wir freuen uns, dass nun auch der VLAB anerkannt hat: Windkraft und Artenschutz schließen sich nicht aus,“ sagt Andreas Herschmann, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen. “Klimaschutz durch Windkraft und Artenschutz sind absolut vereinbar – wenn man es richtig macht. Der Klageverzicht bestätigt, dass unsere Planung den höchsten Umweltstandards entspricht. Mehrere unabhängige Gutachten belegen das seit Jahren“, so Herschmann weiter.
Landesweite Signalwirkung
Markus Käser, Vorsitzender der Bürgerenergie Bayern e.V., misst dem Klageverzicht mindestens landesweite Bedeutung bei: „Das ist ein starkes Signal für alle Bürgerenergieprojekte im Land. An der Standhaftigkeit Pfaffenhofener BEG hat sich der VLAB die Zähne ausgebissen. Die Aktiven vor Ort haben sich nicht einschüchtern lassen. Der Weg zur Fossilfreiheit liegt in Bürgerhand – und wird nicht von Klagevereinen mit undurchsichtiger Agenda aufgehalten werden.”
Über den Bürgerwindpark Pfaffenhofen:
Die ersten Überlegungen zum Bürgerwindpark begannen im Frühjahr 2016. Im Sommer desselben Jahres formierte sich das Bündnis „Rückenwind“, dem zahlreiche lokale Vereine, Initiativen, Verbände, Unternehmen und Bürger angehören und das die Windkraftplanung tatkräftig unterstützte. Der Bürgerentscheid am 23. Oktober 2016 brachte die entscheidende Bestätigung aus der Bevölkerung, sodass die Planungen fortgesetzt werden konnten. Nach intensiven Prüfungen und Genehmigungsverfahren erhielt der Bürgerwindpark 2020 die Genehmigung zum Bau der drei Enercon E-138-Anlagen. Die Gesamtleistung von 12,6 MW des Windparks im Förnbacher Forst bei Pfaffenhofen wird ins Umspannwerk Reisgang eingespeist. Zusammen mit dem bestehenden Bürgerwindrad im Lustholz deckt der neue Windpark bilanziell etwa ein Viertel des Pfaffenhofener Strombedarfs. Neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises, die das Projekt finanziert haben, sind auch lokale Unternehmen und die Stadtwerke Pfaffenhofen beteiligt.
Über die Bürgerenergiegenossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen eG (BEG):
Die BEG wurde 2012 auf Initiative des Energie- und Solarvereins sowie mit Unterstützung der Stadt Pfaffenhofen gegründet. Sie verfolgt das Ziel, bürgerschaftliches Engagement, klimafreundliche Energieerzeugung und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen. Die BEG initiiert und finanziert Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien im Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm. Mit rund 1.500 Mitgliedern gehört sie zu den aktivsten Bürgerenergiegenossenschaften in Bayern und ist Gründungsmitglied der Landesvereinigung Bürgerenergie Bayern e.V. Die Vorstände sind Andreas Herschmann, Fabian Stahl und Thomas Lönner.
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